Historische Deichstraße, Speicherstadt, moderne Hafen-City, Elbphilharmonie und mitten drin das traditionsreiche Theaterschiff. Auf Europas einziger hochseetüchtiger Bühne sitzt kein Zuschauer mehr als sieben Meter von den Künstlern entfernt. Diese einmalige Nähe ist es, die für alle Beteiligten die besondere Stimmung und den großen Reiz ausmachen. Denn wer je auf Hamburgs schwimmender Bühne für beste Unterhaltung war, wird von seiner einmaligen Atmosphäre schwärmen.
Eine kurze Geschichte des Theaterschiffs: Am Anfang war die Seemöve
Doch bevor es zum Theater wurde, hatte das Schiff schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Sommer 1912. Die Ära der schweren hölzernen Segelschiffe für die Frachtfahrt näherte sich ihrem Ende. Abgelöst wurden sie von Stahlschiffen, die zum Beispiel in der Werft van Diepen in Waterhuizen in der Provinz Groningen vergleichsweise billig in Fließbandserie zusammengenietet wurden. Die hier entstandene Baunummer 366 – ein 20,19 Meter langer, elegant-schneeweißer Besan-Ewer – erhielt den stolzen Namen „Seemöve“. Die beiden Masten ließen sich klappen, um niedrige Kanalbrücken passieren zu können. Der erste Schiffsbrief vom königlichen Amtsgericht in Harburg vom 19. Juni 1912 belegt, dass Händler Jürgen Schröder aus Borstel im Alten Land für das Schiff 14.500 Gold-Mark hinblätterte, bevor er damit Mais und Dünger von Hamburg nach Dänemark schippern konnte.
Hinter den Kulissen
finden sich im klassischen Theater Garderoben, Werkstätten und Büros. Bei uns landen Sie stattdessen im Maschinenraum, der Bilge und in der Vorpiek. Dies macht den großen Reiz des Theaterschiffs aus: Sie befinden sich auf dem einzigen hochseetüchtigen Schiffstheater Europas – mit Eintragung im Binnenschiffsregister Hamburg. Seit dem 29.10.1975 mit der Registernummer 20992.
Vorweggegangen war ein Überholung und ein Umbau, der anders als bei ähnlich genutzten Schiffen aber nicht den Übergang ins nautische Altenteil bedeutete. Das Theaterschiff bleibt in Fahrt und steuert auch heute noch die Häfen rund um Hamburg an, zum Beispiel Jork, Stade, Beidenfleth und Brunsbüttel. Und das immer mit eigener Kraft!
Damit das mittlerweile über 100 Jahre alte Schiff fit für seine Aufgaben bleibt, geht es alle fünf Jahre in die Werft. Nicht nur Unterwasserschiff und Farbanstriche werden hierbei erneuert, sondern alle Ausrüstungen überholt, die zu einem echten Schiff gehören: Technik, Maschine und Ankerwinsch werden geprüft, Frischwasser- und Dieseltanks gereinigt und konserviert und notwendige Nachrüstungen ausgeführt.
Mast- und Schotbruch, Theaterschiff!
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