

Der Baakenhafen ist ein weniger bekannter Ort der (post-)kolonialen Geschichte Hamburgs, an dem sich die letzten 130 Jahre dieser Geschichte nachvollziehen und heutige Auswirkungen beobachten lassen. In diesem Zeitraum spielte im Baakenhafen der Handel mit Kolonialwaren sowie der Export von Wirtschaftsgütern in (ehemalige) Kolonialgebiete eine zentrale Rolle. Es starteten aber auch tausende von deutschen weißen Kolonialsoldaten hier in ihre Einsätze, um deutsche Kolonial- und Handelsinteressen weltweit mit Gewalt durchzusetzen und abzusichern. Heute ist er Teil des prestigeträchtigen HafenCity Städtebauprojekts, in dem Straßen, Gebäude und Plätze ungebrochen und -kommentiert nach vermeintlichen „europäischen Entdeckern“ benannt werden.
Die Entstehung des Baakenhafens ist eng an die Entwicklungen der globalen Handelssysteme im 19. Jahrhundert gebunden, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts direkt vom Kolonialismus geprägt waren. In den 1860er Jahren wurde ein Hafenkonzept entwickelt, welches Hamburg in Verbindung mit dem Bau der Speicherstadt zu einem der modernsten und schnellsten Häfen der Welt machte. Der Baakenhafen war Teil dieses neuen Konzepts und eröffnete 1887. Am nördlichen Ufer, dem Versmannkai, wurden hauptsächlich sogenannte „Südfrüchte“ (wie Orangen, Zitronen etc.), Sultaninen oder auch Mandeln umgeschlagen, die aus den unterschiedlichsten globalen Anbauregionen importiert wurden. Das südliche Kaiufer, der Petersenkai, war an verschiedene Reedereien vermietet, die Schifffahrtslinien in fast alle Weltregionen betrieben. Von 1893 bis 1903 hatte die Hamburg-Amerika Linie (HAL) das Kaiufer gemietet, die regelmäßig über den Atlantik nach Nord- und Lateinamerika, sowie nach Ostasien und Australien fuhren. Ab 1904 waren die Woermann-Linie (WL), die Deutsche Ostafrika-Linien (DOAL) und die Deutsche Levante-Linien (DLL) vor Ort, die Schiffsverbindungen ins Mittelmeer und Rund um den afrikanischen Kontinent unterhielten.
Zwischen August 1900 und Mai 1907 haben im Baakenhafen mindestens 86 Truppen- und Materialtransporte stattgefunden. Dabei machten die Transporte im Kontext des Kolonialkriegs im heutigen Namibia den Hauptteil aus: 73 Truppen- und Materialtransporte mit insgesamt 23.145 Militärangehörigen und 11.065 Pferden sind zwischen Januar 1904 und Mai 1907 am Petersenkai angekommen oder abgefahren.
Der Petersenkai im Elbbrückenquartier der HafenCity Hamburg. Der Kai ist nach Carl Friedrich Petersen benannt, im 19. Jahrhundert Erster Bürgermeister von Hamburg.
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