Die Flussschifferkirche ist eine evangelische Kirche in Hamburg, die auf einem 1906 gebauten und außer Dienst gestellten Weserleichter eingerichtet wurde.
„Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen können, muss die Kirche zu den Menschen gehen!“
Diesem Ausspruch von Johann Hinrich Wichern, der 1870 in Hamburg die Binnenschifferseelsorge einführte, fühlt sich die Flussschifferkirche bis heute grundsätzlich verpflichtet. Dabei blickt die „Kirche auf dem Wasser“ auf eine noch längere Tradition zurück. Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Schiffsprediger ausgesandt, die den Seeleuten aus der Bibel vorlasen. Da viele Seeleute und Binnenschiffer gern „richtigen“ Gottesdienst feiern wollten, entstand das Amt des Seemannspastors. Ab 1747 gab es eine schwimmende Kirche, deren Gottesdienste mit der Schiffsglocke eingeläutet wurden.
Ein Gotteshaus auf Schiffsplanken.
Deutschlands einziges Gotteshaus auf Schiffsplanken liegt im Hamburger Hafen vertäut. Der ehemalige Frachtkahn wurde 1952 zur schwimmenden Kirche geweiht und lädt ein zum Gottesdienst auf dem Wasser.
Mitten im Herzen der Hamburger Speicherstadt, an der Schnittstelle von Wasser, Ufer und Himmel, liegt eine der ungewöhnlichsten Kirchen Hamburgs. Bis heute ist die Flussschifferkirche, von Vertrauten auch „Flusi“ genannt, mehr als ein Unikum. Quasi ein kirchlicher Vorreiter des Mobilitätstrend der Gegenwart – denn die Kirche könnte jederzeit an einem anderen Ort Anker werfen. Bewegung statt Stillstand – passend zum Leben und Pulsieren des Hafens. Und gerade deshalb ist die hier fest verankerte Schiffskirche ein willkommener Ruhepol. Sie ist Ankerplatz für Hilfesuchende, ist seelsorgerisch für die Binnenschiffer im Hafen aktiv und öffnet regelmäßig für Gottesdienste ihre „Luken“. Ein ganz besonderer Nachbar der HPA.
Unter Deck füllt sich der Begriff „Kirchenschiff“ mit Leben. Stuhlreihen bieten Platz für 130 Personen. Die Kirchenfenster zeigen das Leben und Arbeiten am Fluss. Wäre nicht ab und zu ein leichtes Schaukeln zu spüren, würde man kaum vermuten, dass dies bis Anfang der Fünfziger Jahre noch das Innere eines Frachtkahns gewesen war. Doch gerade dieser sanfte Wellengang sorgt im wahrsten Sinn oft für bewegende Momente – ganz atmosphärisch ist die Stimmung etwa zu Weihnachten, wenn der Adventskranz sanft schwankt.
Seekrank wird bei den regelmäßigen Gottesdiensten aber niemand – wenn, dann wohl nur Touristen, die diesen Hamburg-Geheimtipp besuchen. Die meisten anderen Kirchenbesucher sind Seegang gewöhnt. Viele von ihnen kommen seit Jahren, verspüren die Liebe zum Wasser und sind oftmals selbst zur See gefahren.
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